Werkverzeichnis Nr.

In freiem Fall

Silke Radenhausen, die ihre Arbeit als „Kartenkunst“ bezeichnet hat, beruft sich auf den der Karte zugrunde liegenden ikarischen Blick, der dem perspektivischen Blick entgegengesetzt ist... In der Verwendung von Karten der Erdoberfläche, die in der Arbeit buchstäblich In freiem Fall zu sehen sind, wird dieser andere Modus der Orientierung aufgerufen. Hinzu kommen Zitate anderer ästhetischer Traditionen, etwa der des Ornaments. In der (gestickten) Konfrontation ganz unterschiedlicher Verfahren und Formen der visuellen Weltermächtigung und/oder -beherrschung wird deren Beziehung untereinander reflektiert und werden unterschiedliche Abbildverfahren miteinander verknüpft.

Gleichzeitig werden die materialen Bedingungen des Sehens und der visuellen Repräsentation des Gesehenen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Traditionen thematisiert: die plane Fläche als materialer Grund westlicher illusionistischer Kunst, die gerasterte Gaze, Albertis velum, das die (Abbilder der) Wirklichkeit herstellt und schließlich die Armillarsphäre, die 1911 auf das Dach der Hamburger Universität gesetzt.

Anja Zimmermann
Auszug aus dem Katalog „Silke Radenhausen - In freiem Fall“, S. 10-11.